Bericht zur Exkursion des DGV im Mai 2016 nach Herrnhut
Unsere letztjährige Exkursion führte uns nach Herrnhut. Am Sonnabend, den 28. Mai 2016 trafen sich 24 Teilnehmer (18 Mitglieder und 6 Gäste) bei schönem Wetter auf dem Zinzendorfplatz.
Die Führung begann in der „Kirche der Brüdergemeine“ die allerdings nicht wie eine übliche Kirche (Ausstattung) sondern mehr ein großes *Vereinshaus* ist, in dem aber auch kirchliche Handlungen der evangelischen Freikirche stattfinden (Bilder unten).
https://de.wikipedia.org/wiki/Herrnhuter_Br%C3%BCdergemeine > … Nach dem Tod Zinzendorfs näherten sich die Brüdergemeinen der herkömmlichen lutherischen Theologie etwas an, wissen sich aber gleichwohl auch mit allen anderen „Kindern Gottes“ weiterhin im gemeinsamen Herzensglauben verbunden, über alle Konfessionsgrenzen hinweg. Sie bekennen sich seither zur Confessio Augustana als ihrem Bekenntnis …
Die ausführlichen Erläuterung zur Ortsgeschichte und der Brüdergemeine wurden dort durch den Kulturreferenten der Stadt, Herrn Konrad Fischer, auch Mitglied der Brüdergemeine, gegeben > Auszug >
„HUTBERGREGION ORTSGRÜNDUNG.
Auf der Flurkarte von Berthelsdorf, aus dem Jahre 1717, ist die Landstraße von Löbau nach Zittau verzeichnet, an deren Verlauf die spätere Exulantensiedlung Herrnhut entstand. Die Ortsherrin von Oberberthelsdorf (ab 1710) sowie Mittel-und Niederberthelsdorf (ab 1714) war Henriette Catharina Freifrau von Gersdorf. Die 1648 in Sulzbach (Oberpfalz) geborene Freiin von Friesen vermählte sich mit dem kursächsischen Geheimrats-Direktor und Landvogt der Oberlausitz Nicolaus von Gersdorf. 1702 starb ihr Gemahl. Ab 1703 lebte sie als Witwe im Großhermersdorfer Schloss.
In ihrer Kindheit erhielt sie eine ausgezeichnete Ausbildung. Neben mehreren Fremdsprachen bekam sie Unterricht in Musik, Dichtkunst und Malerei. Sie war mit den bekannten Pietisten Spener, Francke, Canstein und Anton bekannt, tat viel für Arme und Flüchtlinge und unterstützte Sorben in ihrer Ausbildung. Ihren Enkel, Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, erzog sie nach dem frühen Tod des Vaters standesgemäß und in geistlichen Dingen. Diese Erziehung gab ihm entscheidende Anstöße für sein späteres Leben und Wirken. Henriette Catharina von Gersdorf starb 1726 in Großhennersdorf.
1722 ging der Besitz von Nieder- und Mittelberthelsdorf von Henriette Catharina Freifrau von Gersdorf an ihren Enkel Nikolaus Ludwig von Zinzendorf (Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700-1760) über.
1727 verkaufte Gottlob Friedrich Freiherr von Gersdorf seinem Neffen, Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, das Gut Oberberthelsdorf. 1732 übertrug Zinzendorf wegen der drohenden Ausweisung aus Sachsen die drei Berthelsdorfer Ortsteile seiner Gattin Erdmuthe Dorothea. 1756, nach dem Tode von Erdmuthe Dorothea, wurde ihre älteste Tochter Henriette Benigna Justina Freifrau von Watteville neue Besitzerin. Sie verwaltete die Güter bis zu ihrem Ableben 1789 …“
Der anschließende Besuch des Heimatmuseums ergänzte anschaulich die Ausführungen von Herrn Fischer.
Die Bilder zeigen das „Heimatmuseum der Stadt Herrnhut „ in dem zahlreiche Exponate die Ortsgeschichte dieser Gegend veranschaulichen.
Das *Max-Langner-Kabinett * zeigt in einer ehemaligen gut Bürgerlichen Wohnung Einrichtung und Ausstattung aus der Biedermeierzeit.
(oben) ein Blick vom Hutberg in die Oberlausitz.
Anschließend ging es zum Hutberg, mit dem schön gelegenen *Gottesacker* für die Mitglieder der Brüdergemeine. >
Gottesacker ist: eine alte Bezeichnung für einen Friedhof, bei der Brüder-Unität gängige Bezeichnung für einen Friedhof.
Interessant ist, dass nach der Bestattung und einer gewissen Liegezeit, dann die Gräber einheitlich ebenerdig mit einer Sandsteinplatte versehen werden. Aber auch hier Ausnahmen, so für die Gründer des Ortes mit einer Einfassung.
Nach der Besichtigung des Gräberfeldes spazierten wir durch die interessante Altstadt zur Gaststätte.
Dabei sind neben den schön restaurierten Häusern auch alte Häuser aus der Gründerzeit des Ortes um 1750 sehr sehenswert. Vom Gottesacker ging es durch die Düminger Straße zur Gaststätte „Hutbergkeller“, wo wir unser Mittagsessen vorbestellt hatten.
Die Gaststätte „Zum Hutbergkeller“
Gut erholt und gestärkt ging`s dann abschließend zum nahegelegenen Unitätsarchiv der Brüdergemeine.
Das Unitätsarchiv ist das Archiv der zentralen Institutionen der weltweiten Unitas Fratrum sowie der Luropiiscli-Festliindischen Unitatsprovinz. Es wurde 1764 bei der ersten Generalsynode nach Zinzendorfs Tod in Zcist (Niederlande) ins Leben gerufen. Seit 1820 befindet sich das Archiv in Herrnhut. Die Provinzen, Gemeinden und Einrichtungen sind gehalten eigene Archive zu unterhalten.
Der stellv. Archivleiter informierte uns über die umfangreichen Archivbestände so auch ca. 30.000 Lebensläufen, die dann als Grabrede bei der Bestattung ihrer Mitglieder jeweils verlesen wurden. Für uns als Ahnenforscher sind diese natürlich eine bes. authentische Quelle. Aber auch anderes Archivgut wie Gegenstände die die Missionare aus verschiedenen Ländern mitgebracht haben werden hier verwahrt.
Im Rahmen des Services des Unitätsarchivs werden die Benutzer persönlich oder durch Erteilung von schriftlichen Auskünften betreut. www.unitaetsarchiv.de
Fazit: wieder einer unserer jährlichen Exkursionen die einmal mehr anschaulich unser Hobby Familienforschung ergänzen.
Ein sehr gelungener Ausflug in unsere nähere Heimat!
Besonderer Dank gilt auch unserem Mitglied Hermann Rößler, der diese Exkursion so gut vorbereitet hat.
Siegfried May
Fotos: Ulrich Elsner, Ingrid Junges, Ronny Steinicke